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Die Geschichte

„Inlinern“ eine europäische Erfindung!



Auch wenn es heute so anmutet, als ob es sich beim Inline-Skaten um eine amerikanische Erfindung handelt, ist das „Inlinern“ eine europäische Erfindung. Es geschah im Jahr 1760. Friedrich der Große hatte vier Jahre zuvor die europäischen Großmächte in den siebenjährigen Krieg verwickelt und lag mit Kaiserin Maria Theresia im Clinch um diverse Ländereien. Bis zum Beginn der französischen Revolution waren es noch 30 Jahre hin, Napoleon war nicht einmal geboren, und auch die Vereinigten Staaten von Amerika gründeten sich erst 16 Jahre später.

In dieser Zeit konstruierte John Josef Merlin, ein Belgier, ein Paar Rollschuhe - warum, ist nicht überliefert. Es handelte sich um seinerzeit bereits bekannte Schlittschuhe, unter die er jeweils zwei Metallrädchen geschraubt hatte. Er nannte seine Konstruktion "Patins á roues alignées" (Rollschuhe mit Rollen in einer Reihe).

Der offensichtlich geschäftstüchtige Belgier erreichte sogar die Erlaubnis für eine Vorführung seiner Erfindung am englischen Königshof. So glitt wenig später Meister Merlin höchstpersönlich während eines Maskenballs über's königliche Parkett, teilte in eleganten Bahnen die staunende Menge und träumte wohl schon von der Massenproduktion seiner Zauberschuhe, als seine zeitgenössische Promotion dann ziemlich abrupt in einem übermannshohen Kristallspiegel endete. Er war somit nicht nur der erste urkundlich erwähnte Inline-Skater, sondern wurde auch gleich zum ersten registrierten Unfallopfer aufgrund fehlender Bremstechnik. Doch sollte Merlin nicht der letzte gewesen sein, dem die Idee des gleitenden Rollens keine Ruhe ließ. So entstanden im Laufe der Jahrzehnte bis weit ins 19. Jahrhundert hinein immer wieder neue Rollschuh-Konstruktionen, die dem Prinzip folgten. zwei, drei oder mehr Rollen in einer Reihe anzubringen, doch keinem dieser Patente war der wirklich große Erfolg beschieden. Wenn mal von einem Durchbruch die Rede sein konnte, so bezog sich dies meist auf die Knochen der Testfahrer.

Wären seinerzeit parallel zu den Inline-Skates allerdings Asphalt und Dampfwalze erfunden worden, hätten die "Räderschuhe", "Rolitos" oder "Erdschlittschuh" genannten Prototypen wohl mehr Erfolg gehabt. So aber waren sie lediglich "indoor" einsetzbar, wodurch der Kreis der potentiellen Käufer doch arg eingeschränkt wurde.

Rollschuhe mit vier Holzrädern

Das endgültige Aus für die Inline-Idee schien 1863 gekommen, denn in jenem Jahr stellte der Amerikaner James Leonard Plimpton seine bahnbrechend neue Erfindung vor: Rollschuhe mit vier Holzrädern, zwei vorn und zwei hinten, jeweils an starren Achsen befestigt und hartgummigelagert. Er nannte sie "Rocking-Skates" und hatte fortan zu verantworten, dass sich kein Mensch mehr für die einspurige Variante interessierte. In der Folge entstanden in vielen Ländern Rollschuhbahnen und Hallen, oft mit Sitzgalerie, Gastronomie und Musikkapelle: Eher gesellschaftliche Treffpunkte zum Plaudern und Flirten als Sport. Es folgten Verbesserungen, das Kugellager wurde erfunden und 1894 erfindet die Gummiwarenfabrik „Bäumcher & Co.“ Reifen-Rollschuhe mit zwei hinter einander liegenden Reifen, was zur industriellen Rollschuhproduktion führte.

Fast einhundert Jahre später

Fast einhundert Jahre mußten vergehen, bis im Jahr 1960 russische Rollschnelläufer die Inline-Idee wieder aufleben ließen. Weil der eiserne Vorhang damals noch ziemlich dicht war, hat man über diese russische Inline-Variante nicht all zuviel in Erfahrung bringen können. Doch gegeben hat es sie. Auch in der ehemaligen DDR hat man schon vor Jahrzehnten Inline-Skates als Eisschnellauf-Trainingsgerät für den Sommer eingesetzt. Diese mit Kunststoffrollen versehenen Schlittschuhe waren keinen Deut besser oder schlechter als all die anderen Konstruktionen, die sich bis dahin als Inline-Skates versuchten. Den Durchbruch schaffte keine davon.

grösster Pechvogel der Sportartikel-Geschichte



Aussichtsreicher war da schon die Idee von Friedrich Mayer, dem wohl grössten Pechvogel der Sportartikel-Geschichte. Am 6. Oktober 1970 meldete er auf einen "Zwei-Rollen-Inline-Skate" ein Patent an. Gerade zu jener Zeit waren allerdings die sogenannten Roller-Skates - mit zwei Achsen, breiten Gummi-Rollen und dem dicken Stopper vorn - groß in Mode gekommen, weshalb sich kein Hersteller für das Patent von Friedrich Mayer ernsthaft interessierte. Über ein Jahr lang versuchte der Tüftler, einen Produktionspartner für seinen Inline-Skate zu gewinnen, bis er schließlich im Frühjahr 1972 resigniert sein Patent offenlegte - viel zu früh, wie sich herausstellen sollte. Ein paar Jahre mehr Geduld, und Herr Mayer wäre heute wohl mehrfacher Millionär.

Erfinder der modernen Inline Skates



So aber war es anderen vorbehalten, als Erfinder des modernen Inline-Skatens in die Geschichte einzugehen. Vor allen anderen wird dies dem Amerikaner Scott Olson aus Minnetonka (Minnesota) zugeschrieben. Der passionierte Eishockeyspieler wollte es nicht länger hinnehmen, in den langen Sommermonaten auf das Gefühl des Gleitens verzichten zu müssen, und tüftelte schon geraume Zeit an einem Sommerschlittschuh, als ihm im Schaufenster eines kleinen Sportgeschäftes die Konstruktion eines anderen Hobby-Tüftlers auffiel. Da hatte jemand doch tatsächlich kleine Rollen unter einen Schuh montiert, in Reihe noch dazu. Scott Olsen kaufte daraufhin nicht nur dieses Paar aus dem Schaufenster, sondern den gesamten Lagerbestand. Monatelang verbesserte er die Konstruktion immer weiter, bis er im Jahr 1980 endlich weit genug war, um in die erste Serienproduktion von Inline-Skates einzusteigen. Er gründete seine eigene Firma und nannte sie "Rollerblade", ein Name, der um die Welt gehen sollte.

Dennoch ist die Geschichte von Scott Olsen nicht die große Erfolgsstory. Denn schon fünf Jahre später mußte er sich aus finanziellen Gründen von seinem kleinen Unternehmen trennen. Erst mit dem neuen Inhaber, der italienischen Firma Benetton Sportsystem, trat der Name Rollerblade seinen Siegeszug um die ganze Welt an und wurde für lange Zeit auch heute noch zum Synonym für Inline-Skates.